Nachhaltigkeit ist kein Trendthema für die SWLB. Im Interview erklären Christian Schneider, Vorsitzender der SWLB-Geschäftsführung und Johannes Rager, SWLB-Geschäftsführer, warum eine in die Zukunft gerichtete Daseinsvorsorge seit 160 Jahren die Grundlage allen Handelns beim Energieversorger bildet. Und warum es entscheidend für die Klima- und Energiewende ist, mehr zu tun als das, was Politik und Gesellschaft verlangen.
Christian Schneider: Die SWLB ist schon immer nachhaltig. Schließlich steht der Begriff „Nachhaltigkeit“ für alles, was über längere Zeit anhaltende Wirkung zeigt. Schon vor 160 Jahren, als die SWLB-Geschichte mit einem Gaswerk begann, war der Blick der Verantwortlichen unter dieser Maxime in die Zukunft gerichtet: Daseinsvorsorge, auf die man sich verlassen kann, beruht auf Nachhaltigkeit. Sie ist für uns also kein Trendthema, sondern weitaus mehr – die Grundlage unseres Handelns und nichts weniger als unsere DNA. Auch zukünftig müssen wir so wirtschaften, dass die nachfolgenden Generationen auf genügend Ressourcen zurückgreifen können. Deshalb versuchen wir nur so viel von unserer Natur zu beanspruchen, dass sie sich immer wieder erneuern kann.
Johannes Rager: Konkret belegen können wir das in unserem ersten Report über unser nachhaltiges Wirtschaften in 2021. Er ist ein Novum: Darin beleuchten wir ausführlich die verschiedenen Schwerpunkte eben dieses nachhaltigen Handelns. Ein Großteil unserer Vorhaben lässt sich unter der Abkürzung „5D“ bündeln: Da ist zunächst die Digitalisierung, die dafür sorgt, dass wir Prozesse immer effizienter und somit nachhaltiger gestalten können. Und die etwa in Form des Glasfaserausbaus, digitaler Rechnungen oder bequemen Zählerablesens mittels LoRaWAN auch beim Kunden ankommt. Auch der Aufbau der digitalen Stadtquartiere der Zukunft, an denen die SWLB beteiligt ist, zählt zur nachhaltigen Städteplanung. Zudem arbeiten wir an unserer eigenen Dekarbonisierung, also der Einsparung von CO2.
Johannes Rager: Die SWLB richtet zum Beispiel nicht nur die eigene Fahrzeugflotte nachhaltiger aus, sondern investiert auch in den Einsatz alternativer Energieträger und in die Energieeffizienz. Zu Letzterem gehört etwa der Ausbau eines zukunftsfähigen Wärmenetzes – auch über das Klimaschutzprojekt SolarHeatGrid, der größten Freiflächen-Solarthermieanlage Deutschlands – als Beitrag zu einer nachhaltigen Energiesicherheit. Dieses Thema wiederum hängt mit der Dezentralisierung der Stromerzeugung zusammen. Hier werden viele kleine Stromerzeugungsanlagen zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengebunden: Als Ziel der Wärmewende wird – ähnlich wie bei der Stromerzeugung mit kleinen Photovoltaik-Anlagen – der Ausbau dezentraler Erzeugungskapazitäten angestrebt. Der Aufbau eines virtuellen Kraftwerks zusammen mit unseren Partnern und Kunden gehört ebenfalls in diesen Bereich. Die Einbeziehung des demografischen Wandels und schließlich die Demokratisierung binden unsere Kunden als Macher der Energiewende mit ein.
Christian Schneider: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein, so hat es sich die Bundesregierung vorgenommen. Das reicht uns nicht! Wir wollen bereits 2040 unsere Kunden CO2-neutral versorgen. Unsere Nachhaltigkeitsziele reichen also viel weiter als die Erfüllung gesetzlicher Auflagen und als das, was unsere Kunden, der Aufsichtsrat und unsere Mitarbeitenden erwarten. Wirklich nachhaltig für zukünftige Generationen ist nämlich, wenn wir uns noch deutlich mehr anstrengen, als von uns verlangt wird. Dieses Mehr an Einsatz haben wir als verantwortungsvolles Unternehmen, das die Lebensqualität in der Region steigern möchte, verinnerlicht.
Johannes Rager: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat uns verdeutlicht, wie fragil die internationale Versorgungsinfrastruktur ist. Es bestätigt unseren Nachhaltigkeitsansatz und hat gezeigt, dass die Investition der SWLB in eine regionale Erzeugung goldrichtig war. Nehmen wir zum Beispiel die Gasnetze, die wir auch im Hinblick auf alternative Energieträger wie Wasserstoff und synthetische Gase ausbauen. Mit der Investition in die Wärmewende, in sichere Netze und eine gute Netzinfrastruktur lassen sich Abhängigkeiten minimieren. Das wiederum treibt die Energiewende voran.
Christian Schneider: Vor allem wollen wir die Menschen aus der Region mitnehmen auf unserem Weg. Stichwort Prosumer: Über Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach des Eigenheims oder dem Balkon der Mietwohnung werden Kunden zu selbstbewussten Produzenten und aktiven Klimaschützern, ganz nach dem SWLB-Motto „Vor Ort erzeugen, vor Ort verbrauchen“. Nach unserem Nachhaltigkeitsverständnis haben wir ganz konkrete Aufgaben vor unserer Haustür, seien das Klima- und Umweltschutz oder die schonende Nutzung von Ressourcen. Hier übernehmen wir gerne die Vorreiterrolle, um dann zusammen mit unseren Partnern und Kunden die Lebensqualität in der Region zu erhöhen. Ob erneuerbare Energien, Trinkwasserschutz, moderne und nachhaltige Mobilitätskonzepte: All diese Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Wir sehen zusätzlich aber auch unsere besondere Verantwortung im sozialen, kulturellen und sportlichen Engagement.
Christian Schneider: Am offensichtlichsten sind unsere Sponsoring-Aktivitäten, unsere Freizeiteinrichtungen wie die Schwimmbäder zum Beispiel und die Arbeitsplätze, die wir bieten. Doch da ist noch viel mehr: Unsere Mitarbeitenden sind in der Region verwurzelt, ihre privaten Ausgaben kurbeln die Wirtschaft vor Ort an. Von jedem Euro, den unsere Kunden in uns investieren, geben wir rund 40 Cent zurück in die Region.
Johannes Rager: Versorgungssicherheit ist unser oberstes Gebot. In diesem Sinne bauen wir modernste Netze und treiben die Digitalisierung und den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge voran. Die Region ist unsere Basis, das Gemeinwohl und die Lebensqualität unsere Aufgabe. Für uns fußt Nachhaltigkeit auf drei Eckpfeilern: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Die Wirtschafts- und Arbeitskraft unserer Mitarbeitenden ist eine zu schützende Ressource. Deshalb spielt flexibles Arbeiten und das Bestreben, unserem Team die perfekte Verbindung von Familie und Beruf zu ermöglichen, eine entscheidende Rolle. Auch in dieser Facette der Work-Life-Balance spiegelt sich die Nachhaltigkeit unseres strategischen und unternehmerischen Handelns.
Christian Schneider: Nachhaltiges Wirtschaften ist gleichzeitig unser Innovationsmotor. Weil wir Dinge immer neu denken müssen, entstehen bessere Produkte, effizientere Prozesse und neue Geschäftsmodelle – Nachhaltigkeit als Energie- und Finanzquelle, auch über Kooperationen mit Partnern wie in den innovativen Stadtquartieren „urbanharbor“ und „grünbühl.living“, wo sich Smart City-Ideen mit dem Versorgungsauftrag und zukunftsweisenden Energiekonzepten verbinden.
Johannes Rager: Natürlich! Es sind die gemeinsamen Anstrengungen von uns allen, von unseren Kunden und Partner(-Unternehmen), durch die wir die Energiewende schaffen – die auf diese Weise zum Teil der globalen Aufgabe wird. Nehmen wir das Projekt SolarHeatGrid, mit dem die SWLB in der Lage ist, von Juni bis September rund 30 bis 40 Prozent der benötigten Wärme im Verbundnetz zu erzeugen. Das Holzheizkraftwerk kann in den Wartungsmodus geschaltet werden. Das ist ein weiterer Schritt hin zur Klimaneutralität.